Verkehrswende, teilAuto und Elektrofahrzeuge – ein Kommentar

teilAuto: Elektrofahrzeuge in der teilAuto- Flotte

Der letzte Beitrag zu unserem Verständnis der Antriebswende: „Wie weiter mit der Elektromobilität bei teilAuto“ erzeugte zum Teil heftige Resonanzen. Die pauschale Aussage in der Einleitung, dass die „positiven Effekte [von E-Fahrzeugen] bis dato nicht zweifelsfrei bewiesen“ seien, ist in dieser Kurzform falsch.

Ganz klar: E-Fahrzeuge sind bei den CO2-Emissionen klimafreundlicher als vergleichbare Verbrenner. Punkt. Aber E-Autos bleiben Autos, und in vielen Bereichen sind sie nicht umweltfreundlicher.

„Wir haben in Deutschland heute 48 Millionen Autos auf 83 Millionen Menschen – eine Dichte, die weltweit schon wegen der Rohstoffproblematik niemals möglich wäre. Das ist kein zukunftsfähiges Modell, also müssen wir die Anzahl der Autos deutlich reduzieren, um auf ein für die Welt verträgliches Maß zu kommen.“ – Prof. V. Quaschning.

Darüber hinaus gibt es unabhängig des Rohstoffbedarfs, des Antriebs und der Klimawirkungen weitere Verkehrsfolgen: die Versiegelung durch den wachsenden Verkehrsflächenbedarf, die Zerschneidung und Lärmbelastung ganzer Landschaften, die Unfallfolgen, die Einschränkungen der Lebensqualität für Menschen, die Flächenkonkurrenz mit anderen Nutzungen des (meist) öffentlichen Raums usw. Diese Auswirkungen des Verkehrs in ihrer Gesamtheit zu verringern, ist unser Antrieb, die Verkehrswende voranzubringen. Dafür setzten wir von Anfang an möglichst kleine und verbrauchsarme Fahrzeuge und auch Autos mit alternativen Antrieben ein.

Künftig werden wir auch verstärkt E-Fahrzeuge einsetzen. In unserem Artikel haben wir deutlich differenzierter auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung hingewiesen als in dessen Einleitung.

Deshalb: Verkehrswende voran, E-Fahrzeuge integrieren! Verkehrswende ist etwas ganz anderes als nur der Austausch von Motoren – so war unser Beitrag gemeint.

Die öffentliche Diskussion in Politik, Verwaltung, aber auch in unseren Kreisen zeigt, dass es nach dem Anerkennen von Ressourcenschutz, Emissionsverringerungen und „Mehr Platz für Alle“ dann doch sehr schnell wieder nur um die Leistungsfähigkeit sowie Güte des jeweiligen Antriebs geht. An diesen Diskussionen wollen und werden wir uns nicht beteiligen. Wir engagieren uns leidenschaftlich für weniger Autos auf den Straßen. Wenn die wenigen Restfahrzeuge dann noch ressourcenschonend gebaut und betrieben werden können (auch daran beteiligen wir uns) und innerhalb eines funktionierenden Umweltverbundes gut integriert sind, ist unseres Erachtens sehr viel mehr erreicht als mit einer reinen Antriebswende.

6 Kommentare

  1. Danke für die Klarstellung!
    Ich finde euren Idealismus sehr lobenswert! Aber manchmal denke ich, muss man auch etwas pragmatischer an die Sache ran gehen, wenn man wirklich viel mehr Menschen zum Umstieg auf den Umweltverbund bewegen will.
    Menschen wollen eben nicht nur die kleinsten Sparmobile fahren, sondern auch Komfort oder meinetwegen auch Luxus. Und da stellt sich mir die Frage, will man lieber nur die Leute abholen, die mit einer Basisausstattung zufrieden sind oder doch auch die, die das Erlebnis „Mobilität“ schätzen?
    Also, ganz platt gefragt, ist ein Porsche, der 5 Golf GTI ersetzt nicht am Ende besser, als kein Porsche und dafür die 5 Gölfe? Ich weiß, dass der Vergleich hinkt und auch Wirtschaftlichkeit und viele andere Aspekte ne Rolle spielen. Aber letzten Ende ist es Statistik. Also müsste man nicht einfach flächendeckend viele teilautos „auskippen“, um eine noch höhere Attraktivität zu erreichen und unterm Strich mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen?
    Man möge es sich einfach mal überlegen. Ich hoffe, der Kern der Aussage kommt rüber.

    Und ansonsten: ich freue mich, dass ich jetzt endlich kein Benzin mehr verbrennen muss, wenn ich zu meiner Oma fahre. Insofern, gerne mehr Elektro!

  2. Ein Trugschluss, dem alle Fans der E-Mobilität immer wieder aufsitzen – mit einem neuen E-Auto tun wir der Umwelt (bzgl. CO2-Thematik) nicht direkt etwas Gutes. Denn mit diesem zusätzlichen Stromverbraucher wird kein neues Windrad gebaut oder ein Solarmodul, nein, dieser Strommehrbedarf wird zunächst mit Kohle oder Erdgas gedeckt. Erst wenn in Deutschland soviel regenerative Energie erzeugt wird, dass die vorhandenen Verbraucher ihn nicht mehr verbrauchen können, dann machen E-Autos in meinen Augen aus CO2-Sicht Sinn. Und ich sehe auch die von TeilAuto geschilderten Infrastrukturprobleme, die in der Euphorie leider oft übersehen werden. Ich sehe die massive staatliche Förderung der E-Mobilität daher unter den momentanen Umständen eher kritisch. (Sagt ein Nicht-Autobesitzer und Fahrradfahrer).

  3. Guten Abend, behalten Sie bitte folgendes im Blick: In den nächsten 14 Monaten werden die letzten sechs Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Des Weiteren sind drei Kohlekraftwerke zur Schließung vorgesehen. Wir verlieren eine wetterunabhängige Dauerleistung von 10 Gigawatt.
    Wann soll denn das Aufladen der Elektroautos stattfinden? Geht in Zukunft nur noch bei Windstärke 6 und hochstehender Sonne. Machen wir uns nichts vor; das Thema Elektroauto hat sich erledigt.

  4. Der elektrische Antrieb wird und muss kommen, wenn wir durch Effizienzsteigerung unseren Energiebedarf senken möchten. Ob nun mit Akku, Brennstoffzelle oder anderer Technologie sei erstmal nachrangig. Fakt ist, 50% aller Wege (mit dem KFZ) sind kürzer als 5 km: Klarer Punkt für batterieelektrische Fahrzeuge. Sind weite Strecken unvermeidbar, so kann man darüber diskutieren, eine höhere Reichweite mit deutlich geringerer Effizienz zu erkaufen (bspw. Wasserstoff oder E-Fuels). Allenfalls gilt, wer sich um unsere Energieversorgung sorgt, sollte möglichst auf Effizienz achten und das sind leider Verbrenner definitiv nicht.

  5. Es ist ja wunderschön, dass hier jeder eine Meinung haben darf. Aber die Aussagen hier kann man so einfach nicht als „wahr“ stehen lassen, weshalb ich neuen Interessenten auf diesem Gebiet eine Orientierung zu den angesprochenen Sachverhalten bieten möchte.

    @Volker W.: Menschen fahren mit dem Auto, aus welchem Grund auch immer. Wenn es nicht so wäre, bräuchten wir teilAuto nicht. Insofern will ich den Sinn und Unsinn des Autofahrens hier nicht diskutieren. Aber: Selbst ein kohlestrombetriebenes Auto ist klimafreundlicher als JEDER Verbrenner. Es gibt keine belastbare wissenschaftliche Studie, die zu einem anderen Schluss kommt. Woran liegt das? An der Effizienz von der Quelle bis zum Rad. Viele vergessen schlicht, dass allein für die Erzeugung und Bereitstellung von Kraftstoff für 100 km Fahrt schon so viel Energie verbraucht wird, wie man mit dem E-Auto für 50 km insgesamt verbraucht! Insofern, wenn wir einfach die Raffinerien ausschalten, haben wir schon die Hälfte des Strombedarfs für die selbe Fahrleistung gedeckt. Und was den Ökostrom angeht: Es wird das produziert, was gekauft wird. Wenn keiner mehr Kohlestrom kauft, wird auch keiner mehr welchen produzieren. Simple Logik. Ansonsten hinkt die Logik auch an anderen Stellen, kochen Sie nur mit Holz, weil der Strom für ihren häuslichen Mehrbedarf dann auch nur aus Kohle kommen kann? Man sieht sehr schnell, so funktioniert das Stromnetz nicht…

    @Manuel Kurz: E-Autos können zur Stabilisierung der Stromnetze beitragen, wenn man das entsprechend politisch erlaubt. Nicht jedes E-Auto lädt immer und schon gar nicht immer „volle pulle“, wenn es angeschlossen, da nicht jeder Autofahrer täglich hunderte Kilometer fährt. Mit Ladestationen, die in Abhängigkeit vom Strompreis die Ladeleistung steuern, kann man ganz simpel netzdienlich laden und gleichzeitig sparen. Das Prinzip ist übrigens schon uralt, Stichwort Nachtspeicherheizungen.

    @Tobias B.: Auch weite Strecken sind mit den neuen ID.3 schon problemlos möglich. Selbst getestet: 300 km Autobahnreichweite hat man selbst im Winter, die nächsten 300 könnte man in einer halben h während einer Essenspause z.B. nachladen. Und wer es noch schneller braucht, für den gibt es auch schon Autos am Markt. Auch hier gilt, bei denen informieren, die sowas schon machen und dann einfach mal ausprobieren.

  6. Ein weiterer Aspekt der aktuellen gegen E-Autos bei Car-Sharing spricht, ist die Ladeinfrastruktur. Da gibt es Probleme mit nicht passenden Karten, Steckerinkompatibilitäten, defekten und besetzten Ladesäulen. Und dann muss die Reise auch noch mit Ladesäulen auf dem Weg geplant werden.
    Für jemand der ein E-Auto besitzt, ist das sicher schon machbar, aber für Gelegenheitsnutzer nicht wirklich.

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